38cm Sturm-Mörser Sturmtiger
Plastikmodellbausatz im Maßstab 1:35 des deutschen Sturm-Mörsers 38cm Sturmtiger.
Nach den zermürbenden und verlustreichen Straßenkämpfen in Stalingrad kam die Forderung nach einer selbstfahrenden schweren Artillerie auf, die dazu in der Lage sein sollte, befestigte Stellungen und Bunker einfach wegzusprengen. Sie sollte unter Panzerschutz zur Unterstützung der Infanterie eingesetzt werden. Zum Schutz gegen Hohlladungen und von Infanteristen angebrachten Sprengladungen wurde zudem eine starke Panzerung verlangt. Die schwere Panzerung und das hohe Gewicht eines schweren Geschützes legte natürlich die Verwendung des Tigerfahrgestells nahe, und am 5.8.1943 wurde Hitler vorgeschlagen, ein 38 cm Wurfgeräts der Kriegsmarine auf das Tiger I-Fahrgestell zu setzen (Gerät 562 - Sturmmörserwagen 606/4). Das entsprechende Eisenmodell des Panzermörsers 38 cm wurde ihm am 20.10.1943 auf dem Truppenübungsplatz Arys vorgestellt. Er maß dieser Waffe für Spezialeinsatzzwecke große Bedeutung zu. Der Bau der ersten 10 Sturmtiger auf Reparaturfahrgestellen des Tiger I wurde Hitler am 23.9.1944 gemeldet. Er ordnete daraufhin an, monatlich fünf weitere Fahrgestelle zu Sturmtigern umzubauen. Insgesamt fertigte ALKETT 1944 aber nur 18 dieser Fahrzeuge.
Der oben erwähnte 38 cm Mörser, der ursprünglich zur U-Boot-Bekämpfung entwickelt worden war, verschoss eine 345 kg schwere Raketen-Sprenggranaten (R-Sprgr. 4581) auf eine Entfernung bis zu 6 km. Aufgrund der raketengetriebenen Munition lautete die offizielle Bezeichnung der Waffe Raketenwerfer 61 38 cm L/5,4. Um den Rückstoß der Waffe möglichst gering zu halten, wurden die Verbrennungsgase der Treibladung beim Schuss durch äußere Bohrungen am Rohr nach vorne geleitet und traten rings um die Rohrmündung aus. Der 38 cm Raketenwerfer war in einem festen, leicht abgeschrägten Aufbau untergebracht, der einfach auf die Reparaturfahrgestelle montiert wurde. Die Frontpanzerung war massive 15 cm dick und die Seitenpanzerung betrug 80 mm, so dass das Gesamtgewicht des Fahrzeugs bei 65 Tonnen lag. Der Munitionsvorrat bestand nur aus 14 Schuss Munition, die über einen speziellen Bordkran geladen wurden. Mit diesem Kran konnten die Granaten über eine Dachluke des Aufbaus ins Innere des Sturmtigers gebracht werden. Dort konnten sie mittels Überkopfschienen verstaut werden und zum Laden verwendete man eine Ladeschale. Sämtliche Reparaturfahrgestelle erhielten zudem gummigefederte Stahllaufräder. Als Sekundärbewaffnung war in der Fahrerfront eine Kugelblende mit MG 34 angebracht. Die Besatzung des Sturmtigers bestand aus fünf Mann, einem Fahrer, dem Kommandanten, einem Feuerbeobachter und zwei Schützen, die den Mörser bedienten.
Seinen ersten Einsatz hatte der Sturmtiger im Spätsommer 1944 während der Kämpfe um Warschau. Wie geplant wurde der Sturmtiger hauptsächlich zur Bekämpfung von befestigten Stellungen und Bunkern im Rahmen von Häuserkämpfen eingesetzt, wobei natürlich ein Volltreffer in eine Gruppe alliierter Panzer ebenfalls verheerende Schäden anrichten konnte. Die beiden neuaufgestellten Sturmtiger-Kompanien 1000 und 1001 kamen an der Westfront zum Einsatz, unter anderem sollten sie die Ardennenoffensive unterstützen. Da kaum noch Aufzeichnungen über den Einsatz dieser Kompanien vorhanden sind, lässt sich deren Geschichte nur noch lückenhaft rekonstruieren. Die Sturmtiger-Kompanie befand sich im Dezember 1944 bei Trier und wurde Anfang 1945 mit nur noch einem Sturmmörser in Richtung Elsass verlegt. Die zweite Kompanie 1001 lag Ende 1944 im Elsass und verlegte im Januar 1945 in einen Einsatzraum bei Bonn. Im März wurden dort noch drei Fahrzeuge mit einer Panzerfähre über den Rhein verschifft, nachdem die letzten Granaten verschossen waren, wurden auch diese gesprengt.
Wie bereits erwähnt, war die Wirkung des Mörsers verheerend, auch in moralischer Hinsicht. Die Kompanie 1001 zerstörte mit einzelnen Treffern eine ganze Bereitstellung von Sherman Panzern in einem Dorf und einen kompletten feindbesetzten Westwallbunker. Der Feind war durch solche Attacken wie gelähmt, vor allem bei Nacht, wenn der Himmel durch den Aufschlag feuerrot erleuchtet wurde und die Druckwelle in einem ohrenbetäubendem Lärm folgte.
Dementsprechend versuchten die von der Kompanie beschossenen US-Truppen mit allen Mitteln die Sturmtiger auszumachen und zu zerstören. Mit Spionen und Aufklärern wurden die Wagen gesucht und teilweise mit mehreren Artillerieabteilungen unter Feuer genommen. Dies zwang die Sturmtiger dazu, sofortige Stellungswechsel nach der Schussabgabe vorzunehmen. Trotz ihrer Wirkung konnten die wenigen Fahrzeuge aber keinen Einfluss mehr auf den Kriegsverlauf nehmen, dazu war ihre Anzahl viel zu gering. Abschließend kann man sagen, dass der Sturmtiger wohl zu den exotischsten Fahrzeugen des Zweiten Weltkrieges gehört.